Ausgangslage
Im Jahr 2023 wurden auf Schweizer Strassen 131 Seniorinnen und Senioren beim Motorradfahren schwer verletzt oder getötet. Insgesamt sind in dieser Altersgruppe 14 % der schweren Personenschäden im Strassenverkehr auf Motorradunfälle zurückzuführen.
Die Zahl der schweren Motorradunfälle von Seniorinnen und Senioren ist im Jahr 2023 um rund ein Drittel höher als im Jahr 2014.
Unfallgeschehen
Insgesamt sind 10 % der schwer verletzten und 13 % der getöteten Motorradfahrenden 65 Jahre alt und älter. Damit liegt ihr Anteil am Unfallgeschehen deutlich unter ihrem Bevölkerungsanteil von 19 %. Insbesondere verletzen sich 75-Jährige und ältere bei Motorradunfällen deutlich seltener schwer, als es ihr Bevölkerungsanteil vermuten liesse.
Unfall- und Verletzungsrisiko
Seniorinnen und Senioren haben ein ähnlich hohes kilometerbezogenes Risiko, mit dem Motorrad schwer zu verunfallen wie die meisten anderen Altersgruppen.
Generell zeigt sich, dass Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer ein deutlich höheres Risiko haben, pro Personenkilometer schwer zu verunfallen alsPW-Insassinnen und PW-Insassen. Bei den 65-Jährigen und älteren ist dieses Risiko mit dem Motorrad rund 50-mal höher als mit dem Personenwagen.
Unfallmerkmale
Schwere Motorradunfälle von Seniorinnen und Senioren weisen u. a. folgende Merkmale auf:
- Die Seniorinnen und Senioren verursachen zwei Drittel ihrer schweren Motorradunfälle selbst. Bei den anderen Altersgruppen trifft dies genauso zu.
- 9 von 10 schweren Personenschäden bei Motorradunfällen von Personen ab 65 Jahren betreffen Männer. Dieser Anteil ist höher als bei den jüngeren Motorradfahrenden.
- Fast alle schwer verunfallten Seniorinnen und Senioren trugen einen Motorradhelm. Dies gilt auch für die übrigen Altersgruppen.
- Schwere Motorradunfälle von Seniorinnen und Senioren passieren häufiger auf Innerorts- als auf Ausserortsstrassen.
- Der Anteil der schweren Unfälle an Verzweigungen ist bei den Seniorinnen und Senioren etwas höher als bei den jüngeren Altersgruppen. Sie verunfallen aber ebenso wie die anderen Altersgruppen am häufigsten auf geraden Strecken.
- 9 von 10 schweren Motorradunfällen der Seniorinnen und Senioren ereignen sich bei Tageslicht, bei den Jüngeren sind es rund 8 von 10.
Unfalltypen und Unfallursachen
Etwas mehr als die Hälfte der schweren Personenschäden bei den Seniorinnen und Senioren ist auf Kollisionen zurückzuführen. Bei den anderen Altersgruppen ist dieser Anteil geringer.
Schleuder- und Selbstunfälle
Hinsichtlich der Unfallstelle bei schweren Schleuder- und Selbstunfällen von Motorradfahrenden gibt es Unterschiede zwischen Seniorinnen und Senioren sowie den jüngeren Altersgruppen: Die älteren Personen verunfallen etwas häufiger auf gerader Strecke als jüngere und seltener in Kurven.
Die häufigsten Hauptursachen für schwere Schleuder- und Selbstunfälle von Motorradfahrenden ab 65 Jahren sind Geschwindigkeit,Unaufmerksamkeit und Ablenkung sowie Fahrzeugbedienung. Im Vergleich zu den jüngeren Altersgruppen spielen überhöhte Geschwindigkeit und Alkoholkonsum bei den Seniorinnen und Senioren eine geringere Rolle.
Kollisionen
Schwere Kollisionen von Motorradfahrenden aller Altersgruppen passieren zu etwa je 40 % auf geraden Strecken und an Verzweigungen, d. h. an Kreuzungen, Einmündungen und im Kreisel. Der Anteil schwerer Kollisionen an Verzweigungen ist bei den Seniorinnen und Senioren etwas höher als bei den jüngeren Altersgruppen.
Bei 60 % aller schweren Motorradkollisionen sind die Kollisionsgegner die Hauptverursachenden, unabhängig vom Alter. Während an Verzweigungen die Kollisionsgegner sogar in 80 % der Unfälle die Hauptverursachenden sind, sind auf geraden Strecken und in Kurven meist die Motorradfahrenden die Hauptverursachenden.
Die mit Abstand häufigste Hauptursache bei schweren Motorradkollisionen ist die Vortrittsmissachtung, gefolgt von Unaufmerksamkeit und Ablenkung.
Bei Kollisionen mit Vortrittsmissachtung sind die Kollisionsgegner meist die Hauptverursachenden, nämlich zu 84 % bei den Seniorinnen und Senioren und zu 91 % bei den jüngeren Altersgruppen.
Bei schweren Kollisionen mit den Hauptursachen Unaufmerksamkeit und Ablenkung sowie Geschwindigkeit sind die motorradfahrenden Seniorinnen und Senioren dagegen in 6 von 10 Fällen bzw. in 9 von 10 Fällen die Hauptverursachenden.
Quellen
- ASTRA: Strassenverkehrsunfälle (SVU) – Vollerhebung aller polizeilich registrierten Strassenverkehrsunfälle
- BFS: Statistik der Bevölkerung und der Haushalte (STATPOP) – Gesamtschweizerische Erhebung aus Personenregistern der Gemeinden, Kantone und des Bundes
- ARE/BFS: Mikrozensus Mobilität und Verkehr (MZMV) – Alle fünf Jahre durchgeführte telefonische Befragung zum Mobilitätsverhalten einer repräsentativen Stichprobe von zurzeit rund 55 000 Haushalten