Ausgangslage
Im Jahr 2023 verletzten sich auf Schweizer Strassen 193 Seniorinnen und Senioren auf dem E-Bike schwer oder tödlich. Insgesamt sind rund 20 % der schweren Personenschäden dieser Altersgruppe auf E-Bike-Unfälle zurückzuführen.
Zwischen 2014 und 2023 hat sich die Zahl der schweren E-Bike-Unfälle bei Seniorinnen und Senioren mehr als verdreifacht.
Unfallgeschehen
Insgesamt sind 33 % der schwer verletzten und 72 % der getöteten E-Bike-Fahrenden 65 Jahre alt und älter. Damit liegt ihr Anteil am Unfallgeschehen – insbesondere bei den Getöteten – deutlich über ihrem Bevölkerungsanteil von 19 %.
Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die körperliche Verletzlichkeit mit dem Alter zunimmt. Dies zeigt sich beispielsweise bei der Betrachtung der tödlichen E-Bike-Unfälle: 39 % der getöteten E-Bike-Fahrenden sind 75-Jährige und ältere, doch ihr Anteil an der Bevölkerung beträgt nur 9 %.
Unfall- und Verletzungsrisiko
E-Bike-Fahrerinnen und E-Bike-Fahrer haben pro Personenkilometer ein höheres Risiko, schwer zu verunfallen als Fahrerinnen und Fahrer konventioneller Velos. Bei Personen ab 65 Jahren ist dieses Risiko mit dem E-Bike rund doppelt so hoch wie mit dem Velo.
Generell zeigt sich ein Alterseffekt: Mit zunehmendem Alter steigt das kilometerbezogene Risiko eines schweren Unfalls.
Unfallmerkmale
Schwere E-Bike-Unfälle von Seniorinnen und Senioren weisen u. a. folgende Merkmale auf:
- Die Seniorinnen und Senioren verursachen rund drei Viertel ihrer schweren E-Bike-Unfälle selbst. Damit unterscheiden sie sich nur unwesentlich von den anderen Altersgruppen.
- 6 von 10 der schweren Personenschäden bei E-Bike-Fahrenden ab 65 Jahren betreffen Männer. Dieser Anteil ist höher als bei den Jüngeren.
- 9 von 10 der schwer verunfallten Seniorinnen und Senioren waren mit einem langsamen E-Bike unterwegs (Tretunterstützung bis 25 km/h). Bei den jüngeren Altersgruppen ist dieser Anteil geringer (7 von 10).
- Rund zwei Drittel der schwer verunfallten Seniorinnen und Senioren trugen einen Helm. Damit war die Tragquote ähnlich hoch wie bei den jüngeren E-Bike-Fahrenden.
- Der Anteil der Alleinunfälle ist bei den Seniorinnen und Senioren mit 60 % nahezu identisch mit dem der jüngeren Altersgruppen.
- Etwas häufiger als die jüngeren Altersgruppen verunfallen Seniorinnen und Senioren mit dem E-Bike ausserorts. Absolut gesehen ereignen sich aber auch bei ihnen die meisten Unfälle innerorts.
- Die meisten schweren E-Bike-Unfälle ereignen sich bei Tageslicht. Dies gilt insbesondere für die Seniorinnen und Senioren mit rund 90 %.
Unfalltypen und Unfallursachen
Der Schleuder-/Selbstunfall ist in allen Altersgruppen der häufigste Unfalltyp bei E-Bike-Fahrenden. Bei den Seniorinnen und Senioren ist dieser Anteil noch etwas höher als bei den jüngeren Altersgruppen: Rund zwei Drittel ihrer schweren Personenschäden sind auf Schleuder- und Selbstunfälle zurückzuführen, rund ein Drittel auf Kollisionen.
Schleuder- und Selbstunfälle
Hinsichtlich der Unfallstellen bei schweren Schleuder- und Selbstunfällen von E-Bike-Fahrenden gibt es keine bedeutenden Unterschiede zwischen Seniorinnen und Senioren und den jüngeren Altersgruppen: Die meisten Schleuder- und Selbstunfälle (ca. ⅔) ereignen sich auf gerader Strecke. Die zweithäufigste Unfallstelle ist mit ca. 20 % die Kurve.
Die Hauptursachen für schwere Schleuder- und Selbstunfälle von E-Bike-Fahrerinnen und E-Bike-Fahrern ab 65 Jahren sind Unaufmerksamkeit und Ablenkung, Fahrzeugbedienung sowie überhöhte Geschwindigkeit. Im Gegensatz zu den anderen Altersgruppen spielt Alkoholkonsum bei den Seniorinnen und Senioren eine untergeordnete Rolle.
Kollisionen
Schwere Kollisionen von E-Bike-Fahrenden aller Altersgruppen passieren am häufigsten an Verzweigungen, d. h. an Kreuzungen, Einmündungen oder im Kreisel. Sowohl bei den Seniorinnen und Senioren als auch bei den jüngeren Altersgruppen ereignet sich jede zweite schwere Kollision an einer Verzweigung.
Bei 40 % der schweren E-Bike-Kollisionen sind die E-Bike-Fahrenden selbst die Hauptverursachenden. Seniorinnen und Senioren sind bei 45 % ihrer schweren Kollisionen Hauptverursachende, jüngere Altersgruppen bei 36 %
Die mit Abstand häufigste Hauptursache bei schweren E-Bike-Kollisionen ist die Vortrittsmissachtung. Sie wird mehrheitlich von den Kollisionsgegnerinnen und Kollisionsgegnern begangen.
Quellen
- ASTRA: Strassenverkehrsunfälle (SVU) – Vollerhebung aller polizeilich registrierten Strassenverkehrsunfälle
- BFS: Statistik der Bevölkerung und der Haushalte (STATPOP) – Gesamtschweizerische Erhebung aus Personenregistern der Gemeinden, Kantone und des Bundes
- ARE/BFS: Mikrozensus Mobilität und Verkehr (MZMV) – Alle fünf Jahre durchgeführte telefonische Befragung zum Mobilitätsverhalten einer repräsentativen Stichprobe von zurzeit rund 55 000 Haushalten