Ausgangslage
Die Sicherheit von E-Trottinett-Fahrenden hängt nicht nur vom eigenen Verhalten, sondern auch von den anderen Verkehrsteilnehmenden ab. Dabei spielt deren Geschwindigkeit eine wichtige Rolle: Mit steigenden Geschwindigkeiten steigt das Unfallrisiko und bei Unfällen die Verletzungsschwere deutlich [1].
E-Trottinett-Fahrende sind besonders gefährdet, da sie keine Knautschzone haben und bei einem Unfall ungeschützt sind. Die kinetische Energie, die ein Objekt (z. B. ein Auto) durch seine Masse und Geschwindigkeit enthält, wirkt somit unmittelbar und direkt auf den Körper der E-Trottinett-Fahrenden. Besonders kritisch: Schon eine geringe Geschwindigkeitserhöhung um wenige Stundenkilometer kann zu deutlich schwereren oder gar tödlichen Verletzungen führen.
Von vielen Verkehrsteilnehmenden werden geringe Geschwindigkeitsunterschiede oft als unbedeutend angesehen und die Konsequenzen entsprechend unterschätzt. Nicht angepasste Geschwindigkeit oder die Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit sind wohl auch deshalb keine Seltenheit
.Verbreitung
Bei den tödlichen Unfällen von E-Trottinett-Fahrenden sind oft Motorfahrzeuge, hauptsächlich Personenwagen (PW), beteiligt [2,3]. Die folgenden Ausführungen beziehen sich deshalb auf PW-Lenkende.
Geschwindigkeitsüberschreitungen bei PW-Lenkenden kommen häufig vor
. Im Jahr 2019 führte die BFU an verschiedenen Ortslagen Geschwindigkeitsmessungen durch [1]. In Tempo-30-Zonen überschritten 53 % der PW-Lenkenden die signalisierte Höchstgeschwindigkeit, in Tempo-50-Zonen waren es 36 %. Auf Autobahnen fuhren 31 % zu schnell, ausserorts 18 %.Gefährlichkeit
Verschiedene Studien zeigen, dass Kollisionen mit Motorfahrzeugen für E-Trottinett-Fahrende besonders gefährlich sind [4]. Eine Analyse von 21 Todesfällen von Leih-E-Trottinett-Fahrenden in den USA zeigte beispielsweise, dass sich bei fast 90 % dieser Fälle eine Kollision mit einem Motorfahrzeug ereignet hatte. Bei der Hälfte dieser Motorfahrzeuge handelte es sich um Personenwagen [2]. In einer weiteren Analyse zeigte sich, dass rund 70 % der tödlichen Unfälle von E-Trottinett-Fahrenden in den USA eine Folge von Kollisionen mit Motorfahrzeugen waren [3]. Dass Motorfahrzeuge bei tödlichen Unfällen von E-Trottinett-Fahrenden so oft beteiligt sind, dürfte zumindest teilweise auf ihre Geschwindigkeit zurückzuführen sein.
Unfallrelevanz
Überhöhte oder nicht den Verhältnissen angepasste Geschwindigkeit der Kollisionsgegner wird in der polizeilichen Unfallstatistik nur äusserst selten (< 1 %) als Hauptursache von schweren E-Trottinett-Unfällen registriert. Dennoch spielt die Geschwindigkeit der Kollisionsgegner eine wichtige Rolle für E-Trottinett-Fahrende: Auch wenn die signalisierte Höchstgeschwindigkeit nicht überschritten und die Geschwindigkeit den Verhältnissen angepasst ist, steigt das Unfallrisiko mit zunehmender Geschwindigkeit, und bei einem Unfall kommt es zu schwereren Verletzungen.
Quellen
[1] Niemann S. Geschwindigkeit auf Schweizer Strassen: Pilotprojekt zur Erhebung des Geschwindigkeitsverhaltens von Motorfahrzeuglenkenden. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2020. Forschung 2.378. DOI:10.13100/BFU.2.378.01.2020.
[2] Karpinski E, Bayles E, Daigle L, Mantine D. Characteristics of early shared e-scooter fatalities in the United States 2018–2020. Safety Science. 2022; 153(6): 105811. DOI:10.1016/j.ssci.2022.105811.
[3] Tark J. Micromobility Products-Related Deaths Injuries and Hazard Patterns 2017-2021. Bethesda, MD; 2022.
[4] Huwiler K. Kurzanalyse: E-Trottinette in der Schweiz. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2024. DOI:10.13100/bfu.2.539.01.2024.