Ausgangslage
Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer gehören zur Gruppe der verletzlichen Verkehrsteilnehmenden. Bei einer Kollision verfügen sie weder über einen äusseren Schutz (z. B. Fahrzeugkarosserie) noch über fahrzeugtechnische Systeme (z. B. Gurt, Airbag), wie es zum Beispiel bei den Lenkerinnen und Lenkern von Personenwagen (PW) der Fall ist.
Verletzliche Verkehrsteilnehmende erleiden deshalb bei Strassenverkehrsunfällen schwerere Verletzungen. Der Anteil der schweren Personenschäden (an allen Personenschäden) ist bei verletzlichen Verkehrsteilnehmenden überdurchschnittlich hoch, und auch die Letalität (siehe Hinweis 1) ist oft erhöht.
Verbreitung
Die Schweizer Bevölkerung ist im Alltag und im Vergleich zu anderen Mobilitätsformen wie Auto oder Bahn eher selten mit dem Motorrad unterwegs. Gemäss Mikrozensus 2021 [1] legte jede Person der Schweizer Bevölkerung (ab 6 Jahren) durchschnittlich 0,3 Kilometer pro Tag mit dem Motorrad zurück.
Dabei war die durchschnittliche Tagesdistanz im Frühling rund dreimal so lang wie im Winter. Das Motorradfahren ist vor allem eine Domäne der Männer: Sie legten mehr als sechsmal so viele Kilometer mit dem Motorrad zurück wie die Frauen.
Gefährlichkeit und Unfallrelevanz
In den letzten fünf Jahren (2019–2023) wurden durchschnittlich 45 Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer tödlich und 1056 schwer verletzt. Damit gehören Motorradfahrende zu den am zweithäufigsten Getöteten und am häufigsten schwer Verletzten im Strassenverkehr [2].
Bezogen auf die Fahrleistung haben Motorradfahrende ein deutlich höheres Risiko, einen schweren Unfall zu erleiden als die besser geschützten PW-Lenkenden: Ihr kilometerbereinigtes Risiko dafür war im Jahr 2023 um mehr als das 80-mal höher als bei PW-Lenkenden.
Das Sterberisiko (Letalität) ist bei Motorradfahrerinnen und Motorradfahrern relativ hoch, insgesamt das zweithöchste im Vergleich zu anderen Verkehrsteilnehmergruppen. Die ältesten Altersgruppen (ab 65 Jahren) haben das höchste Sterberisiko bei Motorradunfällen.
In absoluten Zahlen sind die 25- bis 64-Jährigen am häufigsten von schweren Personenschäden bei Motorradfahrenden betroffen. Bezogen auf die Bevölkerungsgrösse verunfallen die 18- bis 24-Jährigen jedoch etwa doppelt so häufig schwer wie die 25- bis 64-Jährigen. Über 80 % der schweren Personenschäden betreffen Männer.
Die meisten schweren Personenschäden ereignen sich in den Monaten Mai bis September. Die Hälfte der Unfälle ereignet sich innerorts, knapp die Hälfte ausserorts. Schwere Motorradunfälle auf Autobahnen sind selten.
Hinweise
- Letalität: Kennwert für die Gefährlichkeit von Unfällen (Anzahl Getötete pro 10 000 Personenschäden).
Quellen
[1] Muralti J-L, Maksim H, Siegenthaler C et al. Mobilitätsverhalten der Bevölkerung 2021: Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2021. Neuenburg: Bundesamt für Statistik BFS; 2023. 11 Mobilität und Verkehr 840-2100.
[2] Hertach P, Uhr A, Achermann Stürmer Y et al. Sinus 2024: Sicherheitsniveau und Unfallgeschehen im Strassenverkehr 2023. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2024. DOI:10.13100/bfu.2.536.01.2024.