Umweltbedingungen als Risikofaktor bei Verkehrsunfällen von Seniorinnen und Senioren

Ungünstige Wetter- und Lichtverhältnisse können das Risiko für Verkehrsunfälle erhöhen. Seniorinnen und Senioren sind aber am häufigsten am Tag unterwegs.

Ausgangslage

Wetter- und Lichtverhältnisse wirken sich auf die Verkehrssicherheit aus. Niederschlag, Nebel sowie Dämmerung und Dunkelheit beeinträchtigen die Sicht der Fahrzeuglenkenden, die Erkennbarkeit anderer Verkehrsteilnehmender und die Beschaffenheit der Strassenoberfläche.

Dies kann das Unfallrisiko erhöhen – sofern die Risiken nicht durch entsprechend vorsichtiges Verhalten kompensiert werden. Zudem beeinflusst das Wetter die Exposition, d. h. die Art und Menge der Mobilität. Bei schönem Wetter sind beispielsweise mehr Velo- und Motorradfahrende unterwegs als bei schlechtem Wetter [1].

Verbreitung

Insgesamt werden die meisten Kilometer im Strassenverkehr bei Tageslicht und trockener Witterung zurückgelegt. Darauf lassen der Mikrozensus zum Mobilitätsverhalten [2] wie auch die Verkehrsunfallstatistik [3] schliessen. Je nach Altersgruppe und Mobilitätsform kann dieser Anteil jedoch variieren. Ältere Personen sind tagsüber deutlich häufiger unterwegs als abends oder nachts. Besonders viele Personen ab 65 Jahren sind zwischen 9 und 11 Uhr sowie zwischen 14 und 16 Uhr unterwegs.

Im Sommer werden die längsten Distanzen zurückgelegt, gefolgt von Herbst, Frühling und Winter [2]. Dies dürfte zumindest teilweise auf die Witterungsbedingungen zurückzuführen sein – so führt z. B. Schnee zu einer Reduktion der Mobilität, auch bei älteren Menschen [1].

Personen ab 65 Jahren legen grundsätzlich kürzere Distanzen zurück als jüngere Personen. Auch innerhalb dieser Altersgruppe nehmen die zurückgelegten Distanzen mit zunehmendem Alter ab und erreichen bei den Personen ab 80 Jahren nur noch ein Drittel des Durchschnitts aller Altersgruppen.

Während ältere Personen mit dem Auto, dem Motorrad, dem Velo und dem schnellen E-Bike kürzere Distanzen zurücklegen als jüngere Erwachsene, sind die zu Fuss zurückgelegten Distanzen in etwa gleich und mit langsamen E-Bikes fahren sie sogar längere Distanzen als die jüngeren Altersgruppen [2].

Gefährlichkeit

Wetter- und Lichtverhältnisse können das Unfallrisiko durch verschiedene Effekte erhöhen:

Beeinträchtigungen von Sicht und Sichtbarkeit

Dämmerung, Dunkelheit, Niederschlag oder Sonnenblendung führen zu verschiedenen Beeinträchtigungen der visuellen Wahrnehmung. Dies führt dazu, dass andere Verkehrsteilnehmende, Objekte oder Gefahren nicht oder zu spät erkannt werden und Entfernungen und Geschwindigkeiten falsch eingeschätzt werden. All dies erhöht das Unfallrisiko [4]. Bei älteren Personen können sich solche Beeinträchtigungen der Sicht und der Sichtbarkeit noch stärker auswirken: Augenerkrankungen, die die Sehfähigkeit beeinträchtigen (z. B. grauer Star), kommen bei ihnen häufiger vor [5,6]. Die Einschränkungen können jedoch durch angepasstes Verhalten (z. B. Verzicht auf Nachtfahrten) zumindest teilweise kompensiert werden.

Einfluss auf die Strassenoberfläche

Bestimmte Umweltbedingungen wie Regen, Schnee, Eis oder Frost wirken sich negativ auf die Strassenoberfläche aus und erhöhen dadurch das Unfallrisiko, insbesondere durch längere Bremswege und verminderte Haftung der Reifen auf der Fahrbahn bzw. erhöhte Rutschgefahr (siehe [1]).

Einfluss auf die Exposition

Das Wetter beeinflusst auch die Art und Menge der Mobilität. Bei schönem Wetter sind z. B. mehr Velo- und Motorradfahrende unterwegs als bei schlechtem Wetter. Dies führt bei schönem Wetter zu höheren Unfallzahlen bei diesen Gruppen (siehe [1]).

Unfallrelevanz

Wie viele Unfälle tatsächlich auf Wetter- und Lichtverhältnisse zurückzuführen sind, lässt sich nur schwer feststellen. In der Polizeistatistik werden nur wenige dieser Ursachen explizit erfasst. Bei den meisten erfassten Ursachen, die mit den Wetter- und Lichtverhältnissen zusammenhängen könnten, spielt auch menschliches Fehlverhalten eine Rolle, d. h., das Verhalten wurde nicht an die Verhältnisse angepasst.

Die erfassten Hauptursachen, die zumindest teilweise mit Wetter- und Lichtverhältnissen zusammenhängen, machen bei den schweren Personenschäden von älteren Personen geringe Anteile aus (siehe Hinweis). Am häufigsten wird registriert, dass die Geschwindigkeit nicht an die Strassenverhältnisse (nass, vereist, Laub etc.) angepasst wurde (ca. 2 %).

Die anderen Ursachen (Nichtanpassen an die Sichtverhältnisse, Fahren ohne oder mit vorschriftswidrigem Licht, Fahren ohne Schneeketten oder Winterreifen, mangelhafte Beleuchtung, Sonnenblendung) werden bei jeweils weniger als 1 % der schweren Personenschäden registriert.

Insgesamt sind diese Hauptursachen gemäss der Unfallstatistik für ca. 3 % der schweren Personenschäden bei Personen ab 65 Jahren verantwortlich. Allerdings werden die Anteile in der Unfallstatistik vermutlich unterschätzt, insbesondere im Zweiradverkehr, wo eine hohe Dunkelziffer besteht [7].

So ergab eine BFU-Befragung beispielsweise, dass der häufigste Hergang bei Alleinunfällen von E-Bike-Fahrenden mit knapp einem Drittel das Wegrutschen (z. B. auf nassem Laub, Eis, Kies) ist. Bei gar der Hälfte der Befragten wurde der Unfall durch rutschige Strassenoberflächen (mit-)beeinflusst. 20 % sahen in der eingeschränkten Sicht durch Dämmerung oder Dunkelheit einen Einflussfaktor des Unfalls [8].

Hinweise

Mit «älteren Personen» sind hier Personen ab 65 Jahren gemeint, die als Fahrzeuglenkende oder zu Fuss unterwegs waren. Mitfahrende z. B. in Personenwagen sind hier nicht eingeschlossen.

Quellen

[1] Institute for Road Safety Research SWOV. The impact of the weather. SWOV Fact sheet.

[2] Bundesamt für Statistik BFS, Bundesamt für Raumentwicklung ARE. Mobilitätsverhalten der Bevölkerung: Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2021. Neuenburg: BFS; ARE; 2023. 11 Mobilität und Verkehr 840-2100.

[3] Bundesamt für Strassen ASTRA. Polizeilich registrierte Strassenverkehrsunfälle: [Unveröffentlichte Datenbank]. Ittigen: ASTRA; 2023.

[4] Uhr A. Sicherheit durch Sichtbarkeit im Strassenverkehr. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2021. Forschung 2.394. DOI:10.13100/BFU.2.394.01.2021.

[5] Falkenstein M, Karthaus M, Brüne-Cohrs U. Age-related diseases and driving safety. Geriatrics (Basel, Switzerland). 2020; 5(4). DOI:10.3390/geriatrics5040080.

[6] Older road users. The Hague, NL: Institute for Road Safety Research SWOV; 2024.

[7] Niemann S, Achermann Stürmer Y, Ellenberger L, Meier D. Status 2023: Statistik der Nichtberufsunfälle und des Sicherheitsniveaus in der Schweiz. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2023. DOI:10.13100/bfu.2.505.01.2023.

[8] Uhr A, Hertach P. Verkehrssicherheit von E-Bikes mit Schwerpunkt Alleinunfälle. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2017. bfu-Report 75. DOI:10.13100/bfu.2.340.01.

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