Ausgangslage
Auf Schweizer Strassen ist ein Teil der Fahrzeuge mit Sicherheitsmängeln unterwegs. Fahrzeugtechnische Mängel bei Personenwagen, die sicherheitskritische Auswirkungen haben können,betreffen zum Beispiel die Bereifung (Reifendruck oder Reifenprofil zu gering, schlechter Zustand durch Abnützung oder äussere Einflüsse etc.) oder Mängel an der Beleuchtung [1].
Bei Motorrädern können insbesondere Mängel an der Bremsanlage, beim Reifenprofil, der elektrischen Motorsteuerung oder der Kette (z. B. Verschleiss oder zu hohe Kettenspannung) sicherheitskritische Auswirkungen haben [2].
Die häufigsten fahrzeugtechnischen Mängel bei Velos betreffen die Bremsen (z. B. verschlissene oder falsch montierte Bremsklötze), die Räder (Luftdruck zu gering, kaputte Speichen etc.) oder die Beleuchtung (z. B. nicht funktionierendes Vorderlicht) [3].
Für E-Bikes liegen keine spezifischen Erkenntnisse vor. Es ist aber davon auszugehen, dass sie grundsätzlich ähnliche Mängel wie Velos aufweisen können, wobei zusätzlich Mängel aufgrund der E-Bike-spezifischen Eigenschaften (z. B. am Elektroantrieb) möglich sind.
Auch bei E-Trottinetten können, wie bei Velos und Motorrädern, vor allem Fehlfunktionen bei den Bremsen als sicherheitskritisch eingestuft werden (z. B. plötzliche Bremsvorgänge) [4].
Verbreitung
Laut dem jährlichen Mängelreport des Deutschen Kraftfahrzeug-Überwachungs-Vereins (DEKRA) weisen Personenwagen mit einer Laufleistung von bis zu 50 000 Kilometern eine Mängelquote von etwa 10 % auf, während bei Fahrzeugen mit über 150 000 Kilometern die Mängelquote auf über 30 % ansteigt. Allen voran bestehen technische Mängel bei Personenwagen an:
- Beleuchtung und Elektronik: Rund 30 % aller untersuchten Fahrzeuge zeigen Mängel im Bereich der Beleuchtung, insbesondere bei älteren Fahrzeugen. Defekte oder fehlerhafte Scheinwerfer und Rückleuchten gehören zu den häufigsten Problemen.
- Bremsen: Etwa 15 % der Fahrzeuge weisen Mängel an den Bremsen auf. Dazu zählen abgenutzte Bremsbeläge, defekte Bremsscheiben und undichte Bremsleitungen.
- Fahrwerk und Lenkung: 20 % der Fahrzeuge zeigen Mängel im Bereich des Fahrwerks und der Lenkung. Hierbei handelt es sich häufig um ausgeschlagene Gelenke, verschlissene Stossdämpfer oder Probleme mit der Achsgeometrie.
- Karosserie und Fahrgestell: Bei etwa 10 % der Fahrzeuge treten Mängel an der Karosserie auf, insbesondere Rostprobleme, die die strukturelle Integrität beeinträchtigen können.
- Reifen: Rund 5 % der Fahrzeuge zeigen Mängel bei den Reifen, darunter abgefahrene Profile oder ungleiche Abnützung, die auf Probleme bei der Achsgeometrie oder falschen Luftdruck hinweisen können.
Die Prozentsätze variieren je nach Fahrzeugmodell, Laufleistung und Alter. Neuere Fahrzeuge zeigen generell weniger Mängel als ältere, auch zwischen den Fahrzeugherstellern gibt es in spezifischen Kategorien deutliche Unterschiede. Ausserdem schneiden Premiumfahrzeuge besser ab als Kleinwagen, insbesondere in den Bereichen Elektronik und Fahrwerk.
Wie oft fahrzeugtechnische Mängel an anderen Fortbewegungsmitteln auftreten können, ist aus Statistiken und Studien bisher nicht ermittelbar.
Gefährlichkeit
Internationale Studien weisen darauf hin, dass technische Mängel, v. a. an Bremsen, Reifen und Lenkung, zu unkontrollierten Fahrmanövern führen können. Diese können vermehrt Selbst- und Schleuderunfälle verursachen, die auch in Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmenden oder festen Hindernissen enden können.
Durch die in der Schweiz geltenden obligatorischen Kontrolluntersuchungen bei Personenwagen und Motorrädern ist aber davon auszugehen, dass derartige Ereignisse sehr selten aufgrund technischer Mängel auftreten.
Der hohe Sicherheitsstandard spiegelt sich auch in der amtlichen Unfallstatistik wider, da technische Mängel bei weniger als 1 % aller schweren Personenschäden als unfallursächlich angegeben werden [5]. Darüber, in welchem Masse Verkehrsunfälle mit Velos, E-Bikes und E-Trottinetten durch technische Mängel begründbar sind, lassen sich keine belegbaren Aussagen treffen.
Es ist allerdings davon auszugehen, dass sich dies ähnlich zu den Unfällen mit Personenwagen und Motorrädern verhält. Somit ist das Risiko, im Strassenverkehr aufgrund sicherheitstechnischer Fehlfunktionen oder mangelhafter Verkehrstauglichkeit der Fahrzeuge schwer zu verunfallen, sehr gering.
Unfallrelevanz
Die Bedeutung von fahrzeugtechnischen Mängeln als Unfallursache zu eruieren, ist auf der Basis der amtlichen Unfalldaten nur bedingt möglich. Ein zu geringer Reifenluftdruck bei Personenwagen beispielsweise ist nur selten als Unfallursache dokumentiert.
Der mangelhafte Zustand des Fahrzeugs (z. B. Platzen eines Luftreifens oder Rad- oder Achsbruch) sowie der Unterhalt des Fahrzeugs (z. B. mangelhafte Sicht wegen schlechtem Zustand von Fahrzeugscheiben, Scheibenwischern oder der Helmscheibe) machen nur 0,6% resp. 0,3% der Hauptunfallursachen bei Unfällen mit schweren Personenschäden aus (Ø 2018–2022).
Fast die Hälfte der Unfälle mit schwerem Personenschaden aufgrund von fahrzeugtechnischen Mängeln passiert bei Velofahrenden, gefolgt von Motorradfahrenden (17 %) und Personenwagenlenkenden (13 %) [5].
Insgesamt spielen der mangelhafte Zustand und der Unterhalt des Fahrzeugs nur eine untergeordnete Rolle im Unfallgeschehen der Schweiz.
Hinweise
Zu beachten ist, dass es in der offiziellen Verkehrsunfallstatistik vor allem bei Velounfällen eine hohe Dunkelziffer gibt, insbesondere bei Alleinunfällen und Unfällen mit leichten Verletzungsfolgen. Dies erschwert verallgemeinerbare Aussagen auf Grundlage dieser Statistik.
Quellen
[1] Walter E, Achermann Stürmer Y, Ewert U et al. Personenwagen-Lenkende und -Mitfahrende. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2015. Sicherheitsdossier Nr. 13.
[2] Walter E, Cavegn M, Ewert U et al. Motorradverkehr. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2014. Sicherheitsdossier Nr. 12.
[3] Walter E, Achermann Stürmer Y, Scaramuzza G et al. Fahrradverkehr. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2012. Sicherheitsdossier Nr. 08.
[5] Huwiler K. E-Trottinette & Co. in der Schweiz – eine Übersicht. Strasse und Verkehr. 2022;(6): 38–44.
[6] Bundesamt für Strassen ASTRA. Polizeilich registrierte Strassenverkehrsunfälle: ASTRA; 2024.