Ausgangslage
Die Eigenschaften eines Personenwagens (PW) beeinflussen die Unfallwahrscheinlichkeit und somit die Sicherheit der Lenkerinnen und Lenker sowie der möglichen Kollisionsgegnerinnen und Kollisionsgegner.
Relevante Risikofaktoren aufgrund fahrzeugtechnischer Eigenschaften [1]:
- Fahrzeuggewicht: z. B. Batterien von Elektrofahrzeugen, grössere Dimensionen
- Motorisierung: z. B. zunehmende Leistung und verminderte Lautstärke
- Aufbau der Karosserie: z. B. Form und Steifigkeit der Fahrzeugfront, Sichteinschränkungen durch breite Fahrzeugsäulen
- Zustand der technischen Ausstattung: z. B. Bereifung, Lichtanlage, Bremsen, Lenkung
Verbreitung
Die Zahl der Zulassungen von schweren und leistungsstarken Personenwagen ist in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen. Dies vor allem aufgrund der Beliebtheit von grösseren Fahrzeugen (z. B. SUVs) und Elektroautos, die in der Regel schwerer sind als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Die Zahl der SUVs stieg um 18 % auf ca. 108 000, jene der E-Autos um 20 % auf rund 53 000. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 256 000 Personenwagen neu immatrikuliert (Quelle: BFS, ASTRA – Neue Inverkehrsetzungen von Strassenfahrzeugen (IVS)).
Gefährlichkeit
Aufgrund ihrer fahrzeugtechnischen Eigenschaften stellen Autos im Allgemeinen einen hohen Risikofaktor für schwächere Verkehrsteilnehmende dar. Zusätzlich ist davon auszugehen, dass der steigende Marktanteil von leistungsstärkeren Personenwagen mit zunehmender Elektrifizierung und häufig grösseren Bauformen und höherem Gewicht einen massgeblichen Einfluss auf die Unfallschwere hat.
Auch zunehmende Gewichtsunterschiede bei Kollisionen zwischen zwei oder mehreren Autos können im Einzelfall schwerere Verletzungen für Lenkende von leichteren Personenwagen zur Folge haben. Mittels der amtlichen Unfallstatistik kann dieser Zusammenhang jedoch nicht verlässlich nachgewiesen werden.
Schwere Kollisionen tragen sich zum Grossteil zwischen einem Motorrad und einem Personenwagen zu. In mehr als 50 % der Unfälle sind die PW-Lenkenden die Hauptverursachenden, meist aufgrund von Übersehen oder falschem Einschätzen der Motorradfahrenden beim Queren und Ein- oder Abbiegen. Unfallbegünstigend können in diesem Zusammenhang kleiner werdende Sichtbereiche zugunsten einer höheren Fahrzeugsicherheit in Form von massiveren Fahrzeugstrukturen wirken [2].
Unfallrelevanz
Im Jahr 2023 wurden auf Schweizer Strassen nach einer stetigen Abnahme in den Vorjahren wieder ähnlich viele schwere Personenschäden registriert wie 10 Jahre zuvor (4332). Eine positive Entwicklung zeigt sich hingegen bei den PW-Insassinnen und -Insassen. Hier gingen die schweren Personenschäden um ein Drittel zurück.
Bei den Getöteten bilden die PW-Insassinnen und -Insassen expositionsbedingt die grösste Gruppe (75 Getötete). Das Sterberisiko ist für PW-Lenkende mit 84 verstorbenen Menschen pro 10 000 Verunfallten aufgrund der hohen Fahrzeugsicherheit allerdings am geringsten [3].
Zusammenfassend haben fahrzeugtechnische Eigenschaften zwar deutlich zum Insassenschutz beigetragen. Bei Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmenden – vor allem mit dem schwächeren Langsamverkehr – bleiben die fahrzeugtechnischen Eigenschaften ein relevanter Risikofaktor für die Unfallhäufigkeit und Unfallschwere.
Quellen
[1] Walter E, Achermann Stürmer Y, Ewert U et al. Personenwagen-Lenkende und -Mitfahrende. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2015. Sicherheitsdossier Nr. 13.
[2] Walter E, Cavegn M, Ewert U et al. Motorradverkehr. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2014. Sicherheitsdossier Nr. 12.
[3] Bundesamt für Strassen ASTRA. Polizeilich registrierte Strassenverkehrsunfälle: ASTRA; 2024.