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Polizeikontrollen zur Prävention von Motorradunfällen

Polizeikontrollen sind ein zentrales Element der Strassenverkehrsunfallprävention. Sie wirken insbesondere über die Erwartung der Verkehrsteilnehmenden, jederzeit kontrolliert werden zu können.
  • Einleitung
  • Aktuelle Situation
  • Präventionsnutzen
  • Optimierungspotential
  • Fazit
  • Quellen
  • Einleitung
  • Aktuelle Situation
  • Präventionsnutzen
  • Optimierungspotential
  • Fazit
  • Quellen

Einleitung

Polizeikontrollen dienen der Durchsetzung der Verkehrsregeln und der Verhinderung von Regelverstössen. Dabei können verschiedene Verkehrsregeln für Motorradfahrende kontrolliert werden, wie z. B. die Einhaltung der Geschwindigkeit, das Fahren unter Einfluss von Alkohol, Drogen oder Medikamenten, der Abstand zum Vorderfahrzeug und der technische Zustand der Fahrzeuge.

Aktuelle Situation

Die rechtliche Grundlage für Verkehrskontrollen bildet die Strassenverkehrskontrollverordnung SKV (SR 741.013). Sie regelt die Befugnisse der Polizei bei Kontrollen im Strassenverkehr. Allgemeine Verkehrskontrollen dürfen auf öffentlichen Strassen jederzeit und ohne konkreten Verdacht durchgeführt werden. Dies gilt auch für Alkoholkontrollen. Für Kontrollen auf Drogen- oder Medikamenteneinfluss ist ein Anfangsverdacht erforderlich.

Die Durchführung von Geschwindigkeitskontrollen basiert auf mehreren rechtlichen Grundlagen: Dem Strassenverkehrsgesetz (SVG), der Verordnung über die Kontrolle des Strassenverkehrs (SKV) und der Verordnung des EJPD über Messmittel für Geschwindigkeitskontrollen und Rotlichtüberwachungen im Strassenverkehr (VMG). Allgemeine Vorgaben zur Häufigkeit oder zum Zeitraum von Geschwindigkeitskontrollen gibt es keine. Einige Kantone haben interne Vorgaben für die Anzahl der einzusetzenden Kontrollstunden.

Geschwindigkeitskontrollen in der Schweiz werden regelmässig und flächendeckend durchgeführt, wobei die Häufigkeit und Intensität je nach Kanton und Stadt variieren. Obwohl keine systematischen Erhebungen über die Kontrolltätigkeit vorliegen, dürfte die Kontrolldichte in Bezug auf das Fahren unter Substanzeinfluss dagegen gering sein. 2024 schätzten lediglich 16 % der Motorradfahrenden die Wahrscheinlichkeit, in eine Alkoholkontrolle zur geraten, als sehr oder eher wahrscheinlich ein [1] .

Auffahrunfälle aufgrund eines zu geringen Abstands zum Vorderfahrzeug sind im Unfallgeschehen der Motorradfahrenden zwar relevant, ereignen sich aber überwiegend auf Innerorts- und Ausserortsstrassen. Systematische Abstandskontrollen werden dagegen ausschliesslich auf Autobahnen und -strassen durchgeführt.

Auch zu systematischen Fahrzeugkontrollen hinsichtlich technischer Umbauten liegen bis auf einzelne Medienmitteilungen der Polizei zu punktuellen Kontrollen keine Daten vor. Diese Kontrollen betreffen zum einen Fahrzeugmängel wie z. B. an Bereifung oder Lichtanlagen und zum anderen nicht zulässige Umbauten am Fahrzeug. Umbauten können ebenfalls die Bereifung, die Beleuchtung, Brems- und Auspuffanlagen bis hin zu leistungssteigernden Manipulationen («Frisieren») umfassen.

Präventionsnutzen

Kontrollen tragen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit bei. Sowohl für Geschwindigkeits- als auch für Substanzkontrollen konnte die Wirksamkeit von Polizeikontrollen in verschiedenen Studien nachgewiesen werden [2,3]. 

Bei den Alkoholkontrollen sind die anlassfreien Kontrollen positiv zu bewerten. Insbesondere stationäre Kontrollen am Strassenrand entfalten eine grosse Wirkung. Bei Geschwindigkeitskontrollen ist eine Kombination verschiedener Kontrollarten sinnvoll: Während Kontrollen mit (semi-)stationären Messgeräten die Verkehrssicherheit lokal erhöhen, wirken Kontrollen mit bemannten stationären Messsystemen in grösseren Gebieten [2]. 

Fahrzeugmängel und nicht zulässige Fahrzeugumbauten stehen ebenfalls in Zusammenhang mit der Verkehrssicherheit: Abgenutzte oder nicht typengerechte Reifen sowie Änderungen an Fahrwerk, Federung, Rahmen oder Lenkung können das Fahrverhalten beeinträchtigen, Mängel und Umbauten an Frontscheinwerfern, Rückleuchten, Blinkern und Reflektoren die eigene Sicht und die Sichtbarkeit für andere negativ beeinflussen.

Ein zentrales Element für die Wirksamkeit von Kontrollen ist die Kontrollerwartung: Wer erwartet, kontrolliert zu werden, hält sich eher an die Verkehrsregeln. Die Kontrollerwartung ist dabei relevanter als die subjektive Sanktionshärte [4]. Neben einer Erhöhung der Kontrolldichte wirken sich folgende Elemente positiv auf die Kontrollerwartung und die präventive Wirkung von Kontrollen aus [2,4]:  

  • Hohe Sichtbarkeit der Kontrollen
  • Regelmässige, kontinuierliche Durchführung der Kontrollen
  • Fokus auf Unfallschwerpunkte oder Zeiten und Orte, an denen das Verhalten häufig auftritt
  • Ergänzende zufällige Kontrollen
  • Schwer zu umgehende Kontrollen
  • Eine hohe Gewissheit der Sanktionierung
  • Begleitende Öffentlichkeitsarbeit 

Optimierungspotential

Die Erhöhung der Kontrolldichte bei Substanzkontrollen könnte die Verkehrssicherheit bei den Motorradfahrenden erhöhen. Die Alkohol-Kontrollquote in der Schweiz ist nur rund halb so hoch wie die vom Europäischen Verkehrssicherheitsrat ETSC empfohlene Mindestkontrollquote von 10 % [5].

Die Dichte von Geschwindigkeitskontrollen ist bereits relativ hoch [2]. Um die die Kontrollerwartung zu erhöhen und die präventive Wirkung der Kontrollen zu verstärken, ist eine breite Kommunikation über geplante und erfolgte Kontrollen zentral. Zudem sollten vermehrt teilstationäre Kontrollen mit Anhalteposten durchgeführt werden. Bei (semi-)stationären Kontrollen sollten Anlagen eingesetzt werden, die Bilder des Fahrzeugs sowohl von vorne als auch von hinten machen können.

Abstandskontrollen ausserorts und regelmässige systematische technische Fahrzeugkontrollen können ebenfalls zur Prävention von Motorradunfällen beitragen.

Fazit

Polizeikontrollen hinsichtlich Geschwindigkeiten, Substanzkonsum, Abstandsverstössen und technischem Fahrzeugzustand sind wirksame Massnahmen auch gegen schwere Motorradunfälle. Die Kontrollen sollten wenn möglich medial oder durch Kampagnen begleitet werden, um die Kontrollerwartung der Lenkenden zu erhöhen.

Quellen

[1] Achermann Stürmer Y, Meier D. Erhebung 2024: Sicherheit im Strassenverkehr: Einstellungen und Verhalten der Schweizer Bevölkerung. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2024. DOI:10.13100/bfu.2.551.01.2024.

[2] Hertach P. Geschwindigkeitskontrollen: Empfehlungen aus Präventionssicht. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2021. Forschung 2.401. DOI:10.13100/BFU.2.401.01.2021.

[3] Hertach P, Uhr A, Niemann S. Erhebung 2023: «Roadside Survey Alkohol»: Autofahrten unter Alkoholeinfluss. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2024. DOI:10.13100/bfu.2.529.01.2024.

[4] Hertach P, Uhr A, Niemann S. Erhebung 2023: «Roadside Survey Alkohol»: Autofahrten unter Alkoholeinfluss. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2024. DOI:10.13100/bfu.2.529.01.2024.

[5] Hertach P, Achermann Stürmer Y. Substanzkontrollen bei Motorfahrzeuglenkenden: Empfehlungen aus Präventionssicht. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2021. Forschung 2.402. DOI:10.13100/BFU.2.402.01.2021.

[6] Rothengatter T, Goldenbeld C, Mäkinen T et al. Police enforcement strategies to reduce traffic casualties in Europe. Brussels: ETSC; 1999.

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