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Alkohol als Risikofaktor bei Verkehrsunfällen von Erwachsenen

Alkohol ist eine relevante Ursache für Strassenverkehrsunfälle. Fahren unter Alkoholeinfluss ist bei 25- bis 64-jährigen Personenwagenlenkenden deutlich häufiger als bei jüngeren.
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Ausgangslage

Alkoholkonsum beeinträchtigt die Fahrfähigkeit erheblich: Aufmerksamkeit und Sehvermögen nehmen ab, die Reaktionszeit verlängert sich, Risikobereitschaft und Müdigkeit nehmen zu. Nicht nur Fahrzeuglenkende, sondern auch Fussgängerinnen und Fussgänger sind unter Alkoholeinfluss einem erhöhten Risiko ausgesetzt, in schwere Verkehrsunfälle verwickelt zu werden [1].

Verbreitung

Alkoholkonsum ist in der Schweiz weit verbreitet. Die überwiegende Mehrheit (83 %) der Bevölkerung ab 15 Jahren gab im Jahr 2022 an, Alkohol zu trinken [2]. Männer trinken häufiger und mehr Alkohol als Frauen. 65 % der Männer und 46 % der Frauen gaben im Jahr 2022 an, mindestens einmal pro Woche Alkohol zu trinken. Der durchschnittliche Anteil der Personen, die täglich Alkohol konsumieren, liegt bei 9 % und steigt mit zunehmendem Alter an. Bei den 25- bis 34-Jährigen sind es 2 %, bei den 55- bis 64-Jährigen 11 %, bei den 65- bis 74-Jährigen 18 % und bei den Personen ab 75 Jahren 25 % [3].

Die Verkehrsteilnahme unter Alkoholeinfluss ist in der Schweiz gemäss der Befragung «E-Survey of Road users’ Attitudes» (ESRA) 2023 keine Seltenheit und im europäischen Vergleich relativ hoch [4]. Auch die repräsentative Bevölkerungsbefragung der BFU 2024 zeigt einen hohen Anteil an Verkehrsteilnehmenden, die nach Alkoholkonsum fahren: 32 % der PW-Lenkenden, 19 % der Motorradfahrenden, 37 % der Velofahrenden und 27 % der E-Trottinett-Nutzenden gaben an, zumindest ab und zu nach dem Konsum von zwei oder mehr Gläsern Alkohol gefahren zu sein [5].

Der Anteil der 25- bis 64-Jährigen, die angaben, zumindest ab und zu nach dem Konsum von zwei oder mehr Gläsern Alkohol gefahren zu sein, ist bei jedem dieser Verkehrsmittel höher als bei der Gesamtbevölkerung (33 % der PW-Lenkenden, 21 % der Motorradfahrenden, 38 % der Velofahrenden und 30 % der E-Trottinett-Nutzenden).

Objektive Daten zum Anteil der Fahrten unter Alkoholeinfluss von PW-Lenkenden in der Schweiz wurden erstmals im Jahr 2023 im Rahmen des «Roadside Survey Alkohol» in Zusammenarbeit mit der Polizei erhoben [6]. Bei den 25- bis 64-Jährigen wurde bei 3,7 % der PW-Lenkenden Alkohol festgestellt, 0,5 % wiesen einen Blutalkoholspiegel über dem gesetzlichen Grenzwert auf (siehe Hinweis 1). Diese Anteile sind etwas höher als bei den PW-Lenkenden insgesamt (3,6 % bzw. 0,4 %). Der Anteil der Autofahrten unter Alkoholeinfluss hängt stark von der Tageszeit ab. In der Nacht und am Wochenende ist er deutlich höher als unter der Woche tagsüber.

Gefährlichkeit

Fahren unter Alkoholeinfluss erhöht das Unfall- und Verletzungsrisiko erheblich. Zum alkoholbedingten Unfallrisiko liegen zahlreiche Studien vor (z. B. [7–11]). Je nach Studientyp und Studiendesign kommen sie zu unterschiedlichen Ergebnissen.

In der Tendenz zeigen jedoch alle Studien, dass das Unfallrisiko mit steigendem Alkoholisierungsgrad exponentiell zunimmt [12]. Im Rahmen des europäischen Projekts DRUID wurde das Risiko, bei einem Unfall verletzt oder getötet zu werden, in Abhängigkeit von der Blutalkohol-Konzentration (BAK) geschätzt. Die entsprechenden Odds Ratios (siehe Hinweis 2), kontrolliert für Alter und Geschlecht, mit jeweils 95 %-Konfidenzintervall (in Klammern) lauten [12]:

  • 0,10–0,49 ‰: 1,2 (0,8–1,7)
  • 0,50–0,79 ‰: 3,6 (2,3–5,7)
  • 0,8–1,19 ‰: 13,4 (8,1–21,9)
  • Ab 1,2 ‰: 62,8 (44,5–88,6)

Bei einer Blutalkohol-Konzentration ab 1,2 ‰ ist das Risiko, bei einem Unfall verletzt oder getötet zu werden, also fast 63-mal höher als in nüchternem Zustand.

Zu beachten ist, dass sich diese Zahlen auf Lenkende ab 18 Jahren beziehen. Sie dürften aber auch auf die Altersgruppe der 25- bis 64-Jährigen zutreffen.

Unfallrelevanz

Laut Unfallstatistik der Jahre 2019 bis 2023 liegt der Anteil der durch Alkohol als Hauptursache schwer verletzten oder getöteten Personen bei den 25- bis 64-Jährigen bei 13 %; über alle Altersgruppen hinweg bei 10 % [13]. Die meisten schweren Alkoholunfälle der 25- bis 64-Jährigen ereignen sich mit dem Personenwagen (27 %). Weitere beteiligte Verkehrsmittel sind Velos (21 %), Motorräder (20 %) und E-Bikes (16 %).

Fast zwei Drittel aller Alkoholunfälle mit schwer verletzten oder getöteten 25- bis 64-Jährigen in der Schweiz ereignen sich nachts (64 %). Deutlich höher sind die Anteile bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen (88 % bzw. 81 %), deutlich tiefer bei den Kindern bis 14 Jahre und den Senioren (29 % bzw. 42 %).

Die Verursachenden von schweren Alkoholunfällen sind in der Altersgruppe der 25- bis 64-Jährigen deutlich überrepräsentiert. Von allen Personen, die bei Alkoholunfällen schwer verletzt oder getötet wurden, waren drei Viertel in einen Unfall verwickelt, der von Personen im Alter von 25 bis 64 Jahren verursacht wurde. Der Anteil dieser Altersgruppe in der Bevölkerung beträgt jedoch nur 56 %.

Bei der Interpretation der Daten ist zu berücksichtigen, dass bei den offiziellen Unfalldaten von einer Dunkelziffer auszugehen ist [14]. Allerdings wurde in der Schweiz seit der Einführung des neuen polizeilichen Unfallaufnahmeprotokolls im Jahr 2018 auch die Erfassung des Alkoholkonsums systematisiert [12]. Die Dunkelziffer dürfte daher nicht mehr so hoch sein wie in früheren Jahren.

Hinweise

  1. Laut der Verordnung der Bundesversammlung über Alkoholgrenzwerte im Strassenverkehr gilt eine Person als fahrunfähig wegen Alkoholeinwirkung, wenn sie eine Blutalkoholkonzentration ab 0,5 Promille bzw. eine Atemalkoholkonzentration ab 0,25 mg Alkohol pro Liter Atemluft aufweist. Für bestimmte Personengruppen (insbesondere Neulenkende sowie Berufschauffeurinnen und -chauffeure) gilt ein Verbot des Fahrens unter Alkoholeinfluss, d. h. ab einer Alkoholkonzentration von 0,1 Promille bzw. 0,05 mg/l.

  2. Die Odds Ratio (OR) gibt an, um wie viel sich die Chance (Englisch: odds) für das Eintreten eines Ereignisses durch einen Einflussfaktor verändert. Zur Berechnung werden in einem ersten Schritt die Odds für ein Ereignis bei Vorhandensein des Einflussfaktors und die Odds für ein Ereignis bei Nichtvorhandensein des Einflussfaktors berechnet. «Odds» sind definiert als das Verhältnis der Wahrscheinlichkeit, dass ein Ereignis eintritt, zu der Wahrscheinlichkeit, dass es nicht eintritt. Diese beiden Odds werden dann zueinander ins Verhältnis gesetzt (Odds Ratio). Wie das Relative Risiko kann auch die Odds Ratio einen Wert zwischen 0 und unendlich annehmen. Auch hier weist eine OR > 1 auf einen positiven Zusammenhang hin [12].

Quellen

[1] Hezaveh AM, Cherry CR. Walking under the influence of the alcohol: A case study of pedestrian crashes in Tennessee. Accid Anal Prev. 2018; 121: 64–70. DOI:10.1016/j.aap.2018.09.002.

[2] Storni M, Lieberherr R, Kaeser M, Schneider S. Schweizerische Gesundheitsbefragung 2022: Übersicht. Neuenburg: Bundesamt für Statistik BFS; 2023. 14 Gesundheit 213-2201.

[3] BFS. Regelmässiger Alkoholkonsum: Wie häufig trinken Sie normalerweise alkoholische Getränke, das heisst Bier, Wein, Likör, Aperitif Spirituosen, Schnaps? 2022, in % der Bevölkerung ab 15 Jahren in Privathaushalten; 2023. https://dam-api.bfs.admin.ch/hub/api/dam/assets/28725089/master.

[4] Vias Institute. ESRA3 dashboard; 2024. https://www.esranet.eu/en/dashboard/. Zugriff am 05.06.2024.

[5] BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung. BFU-Bevölkerungsbefragung 2024: Jährlich wiederkehrende Befragung der Schweizer Wohnbevölkerung zu Themen im Bereich der Nichtberufsunfälle. Bern: BFU; 2024.

[6] Hertach P, Uhr A, Niemann S. Erhebung 2023: «Roadside Survey Alkohol»: Autofahrten unter Alkoholeinfluss. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2024. DOI:10.13100/bfu.2.529.01.2024.

[7] Hargutt V, Krüger H-P, Knoche A. Driving under the influence of alcohol, illicit drugs and medicines. Risk estimations from different methodological approaches. DRUID Deliverable D 1.3.1. https://www.bast.de/Druid/EN/deliverales-list/downloads/Deliverable_1_3_1.pdf?__blob=publicationFile&v=1. Zugriff am 9.7.2019; 2011.

[8] Lacey JH, Kelley-Baker T, Berning A et al. Drug and alcohol crash risk: A case-control study. Washington DC: National Highway Traffic Safety Administration NHTSA; 2016. Technical Report No. DOT HS 812 355.

[9] Compton RP, Berning A. Drug and alcohol crash risk. Washington DC: National Highway Traffic Safety Administration NHTSA; 2015. Traffic Safety Facts Research Note DOT HS 812 117.

[10] Krüger H-P, Vollrath M. The alcohol-related accident risk in Germany: Procedure, methods and results. Accid Anal Prev. 2004; 36(1): 125–133.

[11] Blomberg RD, Peck, Raymond C., Moskowitz, Herbert, Burns M, Fiorentino D. Crash risk of alcohol involved driving: A case-control study: Dunlap and Associates, Inc., Stamford, CT; 2005.

[12] Hertach P, Uhr A, Niemann S et al. Beeinträchtigte Fahrfähigkeit von Motorfahrzeuglenkenden. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2020. Sicherheitsdossier 2.361. DOI:10.13100/BFU.2.361.01.

[13] Hertach P, Uhr A, Achermann Stürmer Y et al. Sinus 2024: Sicherheitsniveau und Unfallgeschehen im Strassenverkehr 2023. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2024. DOI:10.13100/bfu.2.536.01.2024.

[14] Vissers L, Houwing S, Wegman F. Alcohol-related road casualties in official crash statistics. Paris: International Transport Forum ITF; 2017.

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