Ausgangslage
Im Jahr 2023 wurden auf Schweizer Strassen 230 Seniorinnen und Senioren in Personenwagen schwer verletzt oder getötet. Insgesamt sind in dieser Altersgruppe gut 20 % der schweren Personenschäden im Strassenverkehr auf PW-Unfälle zurückzuführen.
Die Anzahl schwerer PW-Unfälle von Seniorinnen und Senioren ist damit praktisch gleich hoch wie im Jahr 2014.
Unfallgeschehen
Insgesamt sind 25 % der schwer verletzten und 40 % der getöteten PW-Insassinnen und PW-Insassen 65 Jahre alt und älter. Damit liegt ihr Anteil am Unfallgeschehen deutlich über ihrem Bevölkerungsanteil von 19 %.
Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die körperliche Verletzlichkeit mit dem Alter zunimmt. Dies zeigt sich auch bei der Betrachtung der tödlichen PW-Unfälle: Die 75-Jährigen und älteren stellen 26 % der getöteten PW-Insassinnen und PW-Insassen, aber nur 9 % der Bevölkerung.
Unfall- und Verletzungsrisiko
Generell zeigt sich, dass Seniorinnen und Senioren ein höheres kilometerbezogenes Risiko haben, mit dem Personenwagen schwer zu verunfallen als die meisten anderen Altersgruppen. Das Risiko ist zwei- bis dreimal höher als bei den 25- bis 64-Jährigen.
Im Vergleich zu anderen Mobilitätsformen – z. B. zu Fuss gehen – haben PW-Insassinnen und PW-Insassen pro Personenkilometer ein deutlich geringeres Risiko, schwer zu verunfallen. Bei den 65-Jährigen und älteren ist dieses Risiko im Personenwagen rund 8-mal kleiner als zu Fuss.
Unfallmerkmale
Schwere PW-Unfälle von Seniorinnen und Senioren weisen u. a. folgende Merkmale auf:
- Die Seniorinnen und Senioren verursachen drei Viertel ihrer schweren PW-Unfälle selbst. Damit ist ihr Anteil im Vergleich zu den jüngeren Altersgruppen leicht erhöht.
- Etwas mehr als die Hälfte der schwer verletzten und getöteten Seniorinnen und Senioren in Personenwagen sind Männer. In den jüngeren Altersgruppen ist dieser Anteil höher.
- 8 von 10 der schwer verunfallten Seniorinnen und Senioren im Personenwagen waren angegurtet. Damit ist die Gurtentragquote etwa gleich hoch wie bei den jüngeren PW-Insassinnen und PW-Insassen.
- Schwere PW-Unfälle passieren am häufigsten auf Ausserortsstrassen. Der Anteil schwerer Innerortsunfälle ist bei den Seniorinnen und Senioren jedoch deutlich höher als bei den jüngeren Altersgruppen.
- Der Anteil schwerer Unfälle an Verzweigungen ist bei den Seniorinnen und Senioren höher als bei den jüngeren Altersgruppen.
- Die meisten schweren PW-Unfälle passieren bei Tageslicht. Dies gilt insbesondere für die Seniorinnen und Senioren (rund 80 %).
Unfalltypen und Unfallursachen
Schwere Personenschäden bei Seniorinnen und Senioren sind in Personenwagen etwa zu gleichen Teilen auf Schleuder- und Selbstunfälle sowie auf Kollisionen zurückzuführen. Bei den jüngeren Altersgruppen ist der Anteil der Schleuder- und Selbstunfälle höher.
Schleuder- und Selbstunfälle
Hinsichtlich der Unfallstelle bei schweren Schleuder- und Selbstunfällen von PW-Insassinnen und PW-Insassen gibt es Unterschiede zwischen Seniorinnen und Senioren und den jüngeren Altersgruppen: 4 von 10 Seniorinnen und Senioren verunfallen auf gerader Strecke – ebenso viele wie in Kurven –, 1 von 10 an Verzweigungen. Im Vergleich zu den anderen Altersgruppen ist ihr Anteil auf gerader Strecke und an Verzweigungen höher.
Die Hauptursachen für schwere Schleuder- und Selbstunfälle von PW-Insassinnen und PW-Insassen ab 65 Jahren sind Geschwindigkeit, Unaufmerksamkeit und Ablenkung sowie Fahrzeugbedienung. Im Vergleich zu den anderen Altersgruppen spielen bei den Seniorinnen und Senioren überhöhte Geschwindigkeit und insbesondere Alkoholkonsum eine deutlich geringere Rolle.
Kollisionen
Schwere Kollisionen von PW-Insassinnen und PW-Insassen aller Altersgruppen passieren am häufigsten auf gerader Strecke. An zweiter Stelle folgen bei den Seniorinnen und Senioren Kollisionen an Verzweigungen, d. h. an Kreuzungen, Einmündungen und im Kreisel. Dieser Anteil ist bei den Seniorinnen und Senioren deutlich höher als bei den jüngeren Altersgruppen: Bei ihnen ereignet sich eine von drei schweren Kollisionen an einer Verzweigung.
Bei rund 60 % der schweren Kollisionen von Seniorinnen und Senioren in Personenwagen sind sie die Hauptverursachenden. Bei den jüngeren Altersgruppen sind es 45 %.
Die häufigsten Hauptursachen bei schweren PW-Kollisionen sind Vortrittsmissachtung sowie Unaufmerksamkeit und Ablenkung.
Bei Vortrittsmissachtungen sind Seniorinnen und Senioren häufiger die Hauptverursachenden (63 %) als Jüngere (39 %).
Quellen
- ASTRA: Strassenverkehrsunfälle (SVU) – Vollerhebung aller polizeilich registrierten Strassenverkehrsunfälle
- BFS: Statistik der Bevölkerung und der Haushalte (STATPOP) – Gesamtschweizerische Erhebung aus Personenregistern der Gemeinden, Kantone und des Bundes
- ARE/BFS: Mikrozensus Mobilität und Verkehr (MZMV) – Alle fünf Jahre durchgeführte telefonische Befragung zum Mobilitätsverhalten einer repräsentativen Stichprobe von zurzeit rund 55 000 Haushalten